Die Physiologie der Papaya-Frucht
Die Papaya (Carica papaya L.) ist die wirtschaftlich bedeutendste Frucht in der Familie der Karikaturengewächse (Caricaceae) und nach der Banane, der Mango und der Ananas die viertmeistgehandelte tropische Frucht. Die Papaya hat dank ihres hervorragenden Geschmacks (melonen- und bananenähnlicher, süßer Geschmack), ihrer guten Nährwerte und ihres gesundheitlichen Nutzens, viele Verbraucher überzeugt. Sie wächst als kleiner (12-20 Fuß hoch) sommergrüner, Baumähnlicher und Pyramidenförmiger Strauch mit einem vergleichsweise schnelle Wachstumsrhythmus. Der schmalwüchsige, kurzlebige Strauch mit einem geraden und manchmal verzweigten Stamm erreicht eine Wuchshöhe von 2-10 m. Der Stamm ist zylindrisch, schwammig-faserig, locker, hohl, von grauer bis grau-brauner Farbe, hat einen Durchmesser von 10-30 cm und große hervorstehende Narben, die durch abgefallene Blätter und Blüten verursacht wurden.
Die Papaya-Frucht hat eine Länge von etwa 4 bis 5cm, hat eine weiche Textur und hellgelbes bis orangefarbenes Fruchtfleisch. Die Frucht wird in der Regel frisch verzehrt, kann aber auch für die Herstellung von Kuchen und Konserven verwendet werden.
Jede Pflanze hat in der Regel etwa 15-20 Blätter. Die Blätter wachsen wechselständig, sind also spiralförmig angeordnet und an der Spitze zwischen dem Stamm und den Zweigen gebündelt. Ein Blatt hat etwa 50 – 70 cm in der Breite und bis zu 90 cm Länge. Sie sind glatt, leicht handförmig und haben dicke, mittig verlaufende Adern. Die Blätter haben einen Lebenszyklus von 6 – 8 Monaten
Die Pflanze hat verschiedene Blüten-Type, welche die Bestäubung und den Fruchtansatz beeinflussen. Sie können in drei primär Geschlechtstypen eingeteilt werden:
- Männlich (staminat)
- Zwitter (bisexuell)
- Weiblich (pistillat)
Üblicherweise trägt eine Papaya-Pflanze nur Blüten eines Geschlechtstyps, es gibt jedoch auch Ausnahmen, so kann sich das Geschlecht einer Blüte während ihrer Bildung ändern. Diese Tendenz zur Veränderung der sexuellen Ausprägung scheint durch klimatische Faktoren wie Trockenheit und Temperaturschwankungen ausgelöst zu werden. So produziert die Pflanze z.B. bei hohen Temperaturen zunehmend männliche Blüten. Das Geschlecht einiger Blüten kann außerdem nicht immer in die Grundformen eingeordnet werden, stattdessen weisen diese unterschiedliche Grade von Männlichkeit und Weiblichkeit auf.
Männliche Blüten selbst können keine Früchte tragen. Auf Märkten werden häufig die Früchte von bisexuellen Blüten bevorzugt, weswegen die Auswahl an Saatgut, dass eine maximale Anzahl an fruchttragenden Pflanzen mit dem gewünschten Typ wichtig ist. Das kann nicht durch das Aufheben von Samen von Früchten des gewünschten Typs geschehen, jedoch lässt sich das Geschlecht ziemlich präzise vorhersagen, wenn die Pollenquelle sowie die Art der Mutter-Blüte bekannt ist. Kommerzielle Züchter lernen daher, wie man die Blüten selbst bestäubt, um so die gewünschte Kombination von Blütentypen zu erhalten. Hierfür wird die ungeöffnete Blüte (bisexuell oder weiblich) mit einer Papiertüte bedeckt, bis sie sich öffnet, und der gewünschte Pollen auf den empfindlichen Stempel übertragen werden kann. Studie zur Bestäubung haben gezeigt, dass:
- Weibliche Blüten, die von männlichen Blüten bestäubt wurden, erzeugen gleich viele männliche und weibliche Pflanzen in der nächsten Generation.
- Weibliche Blüten, die mit Pollen von bisexuellen Blüten bestäubt wurden, ergeben gleich viele weibliche und bisexuelle Pflanzen in der nächsten Generation.
- Bisexuelle Blüten, die entweder selbst oder durch eine andere bisexuelle Blüte bestäubt werden, erzeugen weibliche und bisexuelle Pflanzen mit einem Verhältnis von 1:2.
- Bisexuelle Blüten, die von einer männlichen Blüte bestäubt werden, erzeugen gleich viele weibliche, männliche und bisexuelle Pflanzen.
- Wichtig anzumerken: die zweite (weibliche Blüte x bisexuelle Blüte) und die dritte Kombination (bisexuelle Blüte x bisexuelle Blüte) erzeugen Pflanzen, mit der vergleichsweise höchsten Tragrate an Früchten.
Die Blüten: Bei der Papaypflanze sind sechs Arten von Blüten bekannt.
- A) Die typisch weibliche Blüte. Es handelt sich bei dieser um eine vergleichsweise große Blüte, die im geschlossenen Zustand konisch geformt ist. Im geöffneten Zustand breiten sich die fünf Blütenblätter von ihrer Basis her aus. Der Fruchtknoten ist groß, rund und glatt. Die Früchte der Blüte sind kugelförmig oder oval.
- B) Ähnlich wie bei der typisch weiblichen Blüte, hat dieser Typ im geschlossenen Zustand fünf kurze Stabbeutel, die in Ihrer Ausrichtung mit den fünf Blütenblättern übereinstimmen. Der Fruchtknoten hat fünf tiefe Längsrillen, die bis zur Reife bestehen bleiben. Die Früchte hier entwickeln eine Form von Kugelig bis eiförmig.
- C) Die zwittrige Zwischenblüte. Die Organisation hier ist undefiniert: die Blütenblätter können bis zu zwei Dittel ihrer Länge miteinander verwachsen sein oder frei von der Basis ausgehen. Die Anzahl der Staubbeutel reicht von 2 bis 10. Dieser Blütentyp bringt eine unregelmäßig geformte Frucht hervor, die als Katzengesicht („Cat face“) bekannt ist und einen geringen Handelswert hat. Diese Blüten erscheinen häufiger bei Temperaturen von 24,5°C am Tag und 15,5°C in der Nacht.
- D) Die zwittrige, längliche Blüte. Die Blütenblätter dieses Blütentyps sind zu einem Viertel bis zu drei Viertel ihrer Gesamtlänge miteinander verwachsen. Sie hat außerdem 10 Staubbeutel (fünf lange und fünf kurze). Der Fruchtknoten ist lang und die Form der Frucht variiert zwischen zylindrisch und birnenförmig. Von den verschiedenen Arten der zwittrigen Papaya-Blüten ist diese die kommerziell wichtigste.
- E) Die zwittrige sterile Blüte. Es handelt sich hier um eine Blüte, die der vorherigen äußerlich ähnelt, jedoch keinen Fruchtknoten entwickelt. Da sie nur Pollen produziert, kann sie als funktionelle männliche Blüte angesehen werden. Warme Temperaturen oder Dürre wirken sich negativ auf die Viabilität der Pollen aus, was sie unter extrem Bedingungen steril macht.
- F) Die typisch männliche Blüte. Dieser Blütentyp hat eine lange und dünne Blütenkrone mit Staubbeuteln in zwei Fünferreihen angeordnet, wobei eine Reihe länger ist als die andere. Sie haben einen Stempel aber keine Narbe. Der weibliche Teil der Blüte ist dementsprechend nicht funktionsfähig.
In der Natur gibt es bei Papaya-Pflanzen männliche und weibliche Blüten, die sich auf verschiedenen Pflanzen befinden. Die männlichen Blüten unterscheiden sich physisch von den weiblichen Blüten. Die männlichen Blütenstände stehen in vielblütigen Rispen oder angeordnet an bis zu 1 m langen, hängenden Stängeln. Die Blüten sind gelblich und 2-4 cm lang. Die Blütenblätter sind zu einer langen Röhre verwachsen, haben 10 fruchtbare Staubblätter und einen rudimentären, nicht funktionsfähigen Fruchtknoten. Die weiblichen Blütenstände sind viel kürzer (3-4 cm lang) und haben generell weniger Blüten. Die weiblichen Blüten selbst sind größer, meist weiß oder cremefarben und haben fünf freie Blütenblätter. Es gibt keine Staubblätter, aber einen großen Fruchtknoten mit 5 fächerförmigen Narben.
Anmerkung: Umweltfaktoren beeinflussen die sexuelle Ausprägung einer Pflanze. So kann sich die Sexualität einer Pflanze saisonal oder im Laufe ihres Lebens ändern. Die weiblichen Blüten haben einen Kelch in Form einer Krone und eines fünfzackigen Sterns, der leicht zu erkennen ist. Über dem Kelch befindet sich der Fruchtknoten in Form von fünf gelblichen Kelchblättern (wenn diese noch jung sind, sind sie violett gefärbt, gehen im laufe der Entwicklung aber verloren). Es gibt fünf rundliche gelbe Narben. Die Früchte dieser Blüte sind meist groß und ballonförmig.
Die männlichen Blüten wachsen an Stielen, die über einen halben Meter lang sind und an deren Ende sich Bündel von 15-20 kleinen Blüten sind. Diese Blüten bestehen aus einer langen Röhre, die aus verschmolzenen Blütenblättern gebildet wird und in deren Inneren sich 10 Staubbeutel befinden, die in zwei Fünferreihen angeordnet sind. Die Blüte hat einen kleinen, rudimentären Stempel und keine Narben. Normalerweise werden von diesen Blüten keine Früchte gebildet. Falls dies doch geschieht, sind diese länglich und von geringer Qualität.
Merkmale der Papaya-Frucht:
Die Frucht hat ein melonen- oder birnenähnliches Aussehen aufgrund ihrer ovalen bis fast runden, länglichen, keulenartige Form. Sie ist 15-50 cm lang, 10-20 cm dick und kann bis zu 9 kg wiegen. Die Schale der Frucht zeichnet sich durch ihre wachsartige und dünne Textur aus, die relativ zäh ist. Im unreifen, grünen Zustand enthält die Frucht eine große Menge an weißem Milchsaft. Mit zunehmender Reife verwandelt sich die äußere Oberfläche in einen hell- oder dunkelgelben Farbton. Gleichzeitig entwickelt die dicke Schicht des saftigen Fruchtfleisches ein aromatisches Profil mit gelben, orangefarbenen oder sogar lachsfarbenen und roten Nuancen. In diesem Stadium wird die Frucht saftig und leicht süß. Der Geschmack erinnert dabei an eine Cantaloupe-Melone und kann bei einigen Sorten noch eine ausgeprägte Moschusnote haben. Jede Frucht enthält durchschnittlich 100-500 schwarze, runde, gewellte, pfeffrige Samen. Sie sind durch ein weiches, weißes, faseriges Gewebe leicht mit der Fruchtwand verbunden.
Kultursorten
Es gibt viele Stämme und Sorten von Papayas und die Variation in Größe, Form und Farbe ist groß. Aufgrund ihres komplexen genetischen Aufbaus gibt es, wenn überhaupt, nur wenige echte Papayasorten, die sich in ihrer Kultivierung ähneln wie die Sorten anderer krautiger Pflanzen. Wenn das Saatgut aus offener Bestäubung stammt, ist es in den meisten Fällen unmöglich, die nachkommende Generation nach ihren Blütentypen und Fruchtmerkmale zu einheitlich zu charakterisieren. Auch wenn es an ausgewählten Sorten mangelt, können die Züchter durch kontrollierte Bestäubung ausgewählter Pflanzen, zufriedenstellende Stämme erhalten. Die Elternpflanzen sollten dabei vorsichtig ausgewählt werden, dass die gewünschte Menge an Früchten gebildet wird und diese die gewünschte Form und Größe haben.
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Weitere Informationen
Papaya-Ernte, Ertrag und Lagerung
Informationen zur Papaya-Pflanze
Papaya – Interessante Fakten, Nährwerte und gesundheitliche Vorteile