Geschichte, Verwendung und Nährwert von Raps (Canola)

Was ist der Unterschied zwischen Canola und Rapsöl?

Viele verwechseln oder kennen gar nicht den Unterschied zwischen Canola, Rapsöl und industriellem Rapsöl. Alle diese Sorten gehören zu der Familie der Brassicaceae und zu der Art Brassica napus. Sie sind eng mit Senf, Brokkoli, Kohl und Rüben verwand. Die Samen sowie die Pflanzen der einzelnen Raps-Sorten sind fast identisch und können mit dem bloßen Auge nicht unterschieden werden.

Der wichtigste Unterschied liegt im Gehalt an Erucasäure und an Glucosinolaten. Beides sind Substanzen, die für Tiere und Menschen giftig sind. Rapssamen haben einen Erucasäuregehalt von 45% und einen hohen Gehalt an Glucosinolaten. Aus diesen Samen wird industrielles Rapsöl gewonnen, welches als Biokraftstoff, Kunststoff und biologisches Schmiermittel mit hoher Temperaturbeständigkeit verwendet wird. Im Gegensatz zu dem industriellen Raps, wurde eine Raps-Sorte gezüchtet, die weniger als 2 % Erucasäure (doppelt niedrige Sorten oder Speiseölpflanzen) und einen geringen Gehalt (weniger als 30 µmol/g in der Mehlfraktion) an Glucosinolaten aufweist (Canola, 0-Raps, oder 00-Raps). Diese Raps-Sorten sind für den menschlichen Verzehr völlig unbedenklich und Mehl von diesen Sorten kann auch als Tierfutter mit guter Qualität und hohem Proteingehalt verwendet werden (1).

Dieser Anbauratgeber konzentrieren sich auf den Anbau von Raps (die essbare Rapssorten – Canola, 0-Raps, 00-Raps). Die Produktionstechniken von industriellem Raps ähneln diesen jedoch.

Die Geschichte des Raps

Raps ist vor etwa 7.500 Jahren aus einer natürlichen Kreuzung zwischen Rübsen (B. rapa) und Gemüsekohl (B. oleracea) entstanden und wurde schnell zu einer interessanten Kulturpflanze, die in vielen Teilen der Welt angebaut wird. Der Name „Canola“ oder 00-Raps wurde 1978 von den „Western Canadian Oilseed Crushers“ eingeführt. Heute gibt es Canola/00-Raps als äußerst rentable Kulturpflanze, die in über 66 Ländern weltweit angebaut wird. Der größte Produzent ist Kanada mit 19 Millionen Tonnen (im Jahr 2019), gefolgt von China, Indien, Frankreich und der Ukraine (2). Die auf dem Markt erhältlichen Canola/00-Raps Sorten lassen sich in zwei Typen einteilen: den argentinischen Typ und den polnischen Typ. Der Unterschied besteht darin, dass die Sorten des argentinischen Typs aus der Art Brassica napus und die des polnischen Typs aus Brassica campestris entwickelt wurden (3).

Verwendungsmöglichkeiten von Raps

Raps kann verwendet werden für

Die Ölproduktion
Für den Verzehr durch Menschen

Rapssamen enthalten 35-45 % Öl, auch deswegen ist der Raps nach der Sojabohne (18 % Ölgehalt) die weltweit am meisten angebaut wird (4,5). Die modernen Sorten enthalten zudem einen hohen Gehalt an mehrfach ungesättigten Fettsäuren (Ölsäure, Linolsäure und Linolensäure) und Vitamine (E & K) auf. Das daraus gewonnene Öl gilt als sehr gesund und ist dank seines milden Geschmacks und seiner Erhitzungsbeständigkeit das am häufigsten verwendete Öl auf pflanzlicher Basis für kulinarische Zwecke (Braten, Salate, Dressing, Kochen, Backen).

Als Tiernahrung.

Ein weiterer großer Nutzen von Raps ist die Verwendung der Pflanze als einjähriges Tierfutter. Der hohe Proteingehalt (23-33 %) von Raps übertrifft den von Sojamehl (10-20%), das üblicherweise als Tierfutter (Rinder und Geflügel) dient und könnte diesen in Zukunft ersetzen (6). Außerdem kann Raps direkt als Weide-Pflanze verwendet werden und bis zu 1-2 Tonnen Trockenmasse pro Acker und Jahr liefern.

Als Abschluss einer Pflanz-Reihenfolge.

Eine weitere besondere Eigenschaft von Raps ist sein tiefreichendes Pfahlwurzelsystem, das dazu beitragen kann, die Bodenverdichtung bis zu einem gewissen Grad umzukehren. Raps wird in der Regel vor oder nach Winter- und Frühjahrsgetreide wie Weizen und Mais gesät, häufig gefolgt von einer Sojabohnen-Doppelkultur (7). Die Vorteile der Rapsfruchtfolge für den Weizenertrag ist ein bis zu 19% gestiegener Ertrag und eine höhere Qualität, welche sowohl von Wissenschaftlern als auch von Landwirten anerkannt wird. Darüber hinaus hilft der Raps bei der Bekämpfung von Krankheitserregern (z.B. Taubenwickler – Gaeumannomyces graminis) (8). Des Weiteren gehört er neben den Mandelbäumen, zu den Kulturen, die im Frühjahr als erstes blühen und daher eine wichtige Nahrungsquelle für Bestäuber (z.B. Honigbienen) ist.

Gesundheitliche Aspekte von Rapsöl

Raps gilt aufgrund der guten Qualität und des Nährwerts des aus seinen Samen gewonnenen Pflanzenöls als eine der wichtigsten Ölpflanzen weltweit. Abgesehen vom neutralen Geschmack, der hellen Farbe, der guten Stabilität und Hitzebeständigkeit des Öls wird es von der Lebensmittelindustrie und den Verbrauchern auch wegen seiner gesundheitlichen Vorteile bevorzugt.

Rapsöl zeichnet sich durch sein besonderes Fettsäureprofil aus. Es enthält keine Transfette und dafür einen hohen Gehalt an Ölsäure, Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren, Tocopherolen und Phytosterolen. Außerdem hat Rapsöl, im Vergleich zu anderen Speiseölen, den geringsten Anteil an gesättigten Fettsäuren und gilt als eines der gesünderen Speiseölen. Des Weiteren kann es unter anderem den Cholesterinspiegel senken (um bis zu 10-15 %) und die Herzgesundheit verbessern. Darüber hinaus können die in Rapsöl enthaltenen Antioxidantien und Vitamine (E und K) des Öls das Krebsrisiko senken, freie Radikale bekämpfen, Gehirnschäden vorbeugen und die Gesundheit von Haut und Haar verbessern (9,10).